Wolfgang Rihm: Dort wie hier


Hans Christoph Begemann Bariton

Thomas Seyboldt Klavier


(P) & (C) 2019 bastille musique, www.bastillemusique.com


pizzicato supersonic award // November 2019 „Modernes Lied in maßstabsetzenden Darstellungen“

nominiert für den icma 2020
international classical music awards

joker découverte
crescendo-magazine // Mai 2020

Resonanzräume

Der Bariton Hans Christoph Begemann

und der Pianist Thomas Seyboldt begeistern mit Liedern

von Wolfgang Rihm


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Wie organisch Rihm – die Tradition von Schubert bis Britten und Wolf bis Reimann im Kopf wie im Herzen – die Sphären zu verbinden versteht, haben der Bariton Hans Christoph Begemann und der Pianist Thomas Seyboldt immer wieder beispielhaft vorgeführt. Wohl kein zweites Lied-Duo ist mit dem Karlsruher Komponisten so vertraut. Die vor vier Jahren veröffentlichte Sammlung von Liedern nach Goethe und Schiller bezeugt das ebenso wie das unlängst erschienene Recital Dort wie hier: eine in 22 Stücke gegossene bewegende Meditation über Zeit, Vergänglichkeit und Tod. 

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Albrecht Thiemann in OPERNWELT, Februar 2020

Wolfgang Rihms zarte, zärtliche Gedicht-Vertonungen

Auch Wolfgang Rihms Beziehung zu den Gedichten, die er vertont, hat immer etwas mit Liebe zu tun. Und, so wie sie der Bariton Hans Christoph Begemann singt, auch mit Hingabe. Rihms betont schlicht gehaltene Lieder sind aus den Texten von Rückert, Mörike, Rilke und Heine heraus entwickelte Miniaturen in fast noch nachromantisch wirkendem Klanggewand. Mit seiner (auch bei weiten Intervallsprüngen) sauber geführten, bis ins gelegentliche Falsett hinein schönen Stimme macht Begemann, fein sekundiert von Thomas Seyboldt am Klavier, nicht nur die Poesie, sondern auch die Charaktere ihrer Dichter hörbar, zart, zärtlich. Im titelgebenden „dort wie hier“ formt Rihm aus einem Heine-Gedicht eine siebenteilige Versuchsanordnung: Das ist der Gipfel an innerer Versenkung.

Susanne Benda in Stuttgarter Nachrichten, November 2019

Wolfgang Rihm

Hörproben

Wolfgang Rihm 

Wolfgang Rihm gehört weltweit zu den bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten. Der hohe Anteil des Liedschaffens in seinem immensen Werk macht ihn zu einem der wichtigsten Liedkomponisten der Gegenwart. Und seine herausragende Fähigkeit, Wortpoetisches und musikalischen Klang ineinander zu verweben, stellt ihn den größten deutschen Liedmeistern Schubert, Schumann, Brahms und Wolf zur Seite – deren Liedkompositionen ihm als Vorbilder dienen, von denen er sich gleichzeitig aber bewusst absetzt. 

Rihm hat in Karlsruhe, Köln und Freiburg bei Eugen Werner Velte, Karlheinz Stockhausen, Klaus Huber, Wolfgang Fortner und Humphrey Searle Komposition studiert. Seit 1985 ist er Professor für Komposition an der Musikhochschule Karlsruhe. Sein musikalisches Schaffen wurde schon früh mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: Er erhielt unter anderem den Rolf Liebermann-Preis, das Bundesverdienstkreuz, den Jacob Burckhardt-Preis der Johann Wolfgang von Goethe-Stiftung, den Bach-Preis der Stadt Hamburg und den Ernst von Siemens Musikpreis. Außerdem ist er Mitglied der Akademien der Künste München, Berlin und Mannheim. 

2014 verlieh die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Wolfgang Rihm für sein herausragendes Lebenswerk den Robert Schumann-Preis für Dichtung und Musik. Die Akademie zeichnete einen „Schreibmusiker und Musikschreiber“ aus – und „in der Synthese dieser beiden Daseinsformen den charakteristischsten Kopf unserer Zeit“. Auf Wunsch des Komponisten wurde das musikalische Programm der Preisverleihung vom Liedduo Begemann-Seyboldt gestaltet. 

    

Die CD 

Wolfgang Rihm: Dort wie hier“ ist eine Veröffentlichung des Labels bastille musique. Die im September 2019 erschienene CD enthält eine hochkarätige SWR-Studioaufnahme von Hans Christoph Begemann und Thomas Seyboldt mit Liedern Rihms nach Rückert, Mörike, Lessing, Goethe, Michelangelo (übertragen von Rilke), Ekelöf (übersetzt von Sachs) und Heine der Jahre 2006 bis 2015. Mit Ausnahme des Zyklus Vier späte Gedichte von Friedrich Rückert handelt es sich um Ersteinspielungen. Beim Ekelöf-Zyklus Funde im Verscharrten erweitert Caroline Melzer den Interpretenkreis. Zu dem hochwertigen Set gehört außerdem ein 60-seitiges, zweisprachiges Booklet (deutsch und englisch) und zwei Foto-Leporellos mit einer neuen Bilderserie von Wolfgang Rihm sowie den Interpreten bei den Aufnahmen. 


Rihms Text-Musik-Organismen
Einblicke von Thomas Seyboldt

Die vorliegende Liedfolge beschreibt einen großen Bogen und ist darauf angelegt, als Ganzes gehört zu werden. Neben der inhaltlichen Entwicklung vermag dabei zu fesseln, wie unterschiedlich Wolfgang Rihm im kreativen Wort-Musik-Prozess auf die verschiedenen Dichter-Personalitäten reagiert und jeweils einen spezifischen Ton findet; das verbindet ihn mit den bedeutenden Liedkomponisten vor ihm. In der Textwahl geht Rihm oft über seine Vorgänger hinaus und findet – auch bei den viel vertonten Dichtern – bislang noch unberücksichtigte Verse.

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Heinrich Heines drei Gedichtstrophen, die mit der Zeile »Wo wird einst des Wandermüden« anheben, schmücken sein Grabmonument auf dem Friedhof Montmartre in Paris. Das Gedicht stammt aus Heines Nachlass und wurde von dessen Herausgeber, Adolf Strodtmann, mit dem seither geläufigen Titel Wo? versehen. Wolfgang Rihm entnahm seinen Werktitel dort wie hier der dritten Gedichtstrophe, die auf die fünf »Wo«-Fragen nach der letzten Ruhestätte aus den ersten beiden Strophen eine Art von Auflösung bereithält: Gotteshimmel überall und allnächtlich die leuchtenden Sterne. Noch mehr aufhorchen als der Titel lässt Rihms Untertitel: Zyklus aus einem Heine-Gedicht.

...lesen Sie mehr im Booklet der CD ...



Vier späte Gedichte von Friedrich Rückert (2008) - für mittlere Stimme und Klavier

1. Gestern war, und morgen ist nicht

2. Der Reigen dreht ohn’ Unterlass

3. Weltgeheimnis

4. Verwelkte Blume

Zwei kleine Lieder (2009) - nach Gedichten von Eduard Mörike für mittlere Stimme und Klavier

Leben und Tod

In Camilla Paulus’ Geburtstagsalbum

Zwei kurze Gesänge (2006) - für Bariton und Klavier

Lessing: Die große Welt

Goethe: Alles geben die Götter

Drei Sonette von Michelangelo in Rilkes Übertragung (2013) - für Bariton und Klavier

I. Moderato

II. Sostenuto

III.Tempo giusto (calmo)

Funde im Verscharrten (2015) - Vier Gedichte von Gunnar Ekelöf, übersetzt von Nelly Sachs, für Bariton und Klavier

I. Wenn man soweit gekommen ist

II. Küste der Sirenen

III. Pallidula, nudula

IV. Sonnenstreifen im Café

dort wie hier (2015) -Zyklus aus einem Heine-Gedicht für Bariton und Klavier

1. Calmo, sostenuto

2. Molto sostenuto

3. Adagio

4. Inquieto

5. Andante con moto

6. Calmo, scorrevole

7. Tempo giusto

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